Wohin geht der Weg im amerikanischen Liebesromanbereich? Das war die Frage beim gleichnamigen Panel auf der LoveLetter Convention in Berlin. Befragt wurden dabei von der Autorin Jacqueline Vellguth die amerikanischen Kolleginnen Lara Adrian, Helena Hunting, Cathy Maxwell sowie die Literaturagentin Kimberly Brower. Folgendes habe ich mir notiert:
Es gibt eine Rückkehr zu „sweeter and cleaner romance“, also weniger erotiklastigen Büchern. Kim Brower, die Agentin, prophzeite einen Aufschwung der romantischen Komödien (was deutsche Verlage momentan aber noch nicht wirklich kommen sehen, erfuhr ich im Gespräch). Dabei geht es nicht mehr nur um „seichte“ Unterhaltung, sondern RomComs mit emotialem Tiefgang. Alle waren sich einige, dass es sich bei Romance um ein großes Genre handelt, das Platz für viele Stimmen bietet, zum Beispiel „Reverse Harem Highschool Bully Romance“. Einig waren sich alle, dass irgendwann jemand etwas völlig Unerwartetes schreiben und damit einen Riesenerfolg landen wird, ähnlich wie es damals bei Fifty Shades of Grey war. Was das sein wird, konnte aber natürlich niemand voraussagen – so deutlich zeichnen sich die Trends nun doch nicht ab.
Die Paranormal Romance ist zurück, aber mit kleinen Varianten. Statt Vampiren stehen derzeit Geister und Drachen hoch im Kurs. Ich vermute mal, der Erfolg von Games of Thrones hat sicherlich etwas damit zu tun.
Ein weiterer Trend sind kurze Serien, die innerhalb derselben „Welt“ spielen, zum Beispiel Trilogien mit wechselnden Protagonisten, in denen aber die Hauptfiguren aus den früheren Büchern wieder auftauchen. (Ein Beispiel dafür sind zum Beispiel die drei Bücher zu den Amato-Brüdern, die in meiner Übersetzung beim Lyx-Verlag erschienen sind. In jedem Buch steht einer der Brüder im Mittelpunkt und findet sein Happy-End.)
Ein Trend, den es immer geben wird, ist Sex. Wie sagte es Cathy Maxwell so schön: „Sex will never go out of style.“
Einen Trend der ganz anderen Art erwähnten die Autorinnen auch – dass sie inzwischen in viel direkterem Kontakt zu ihren Lesern stehen können, sei es über Social Media oder Konferenzen wie die LoveLetter Convention. Alle waren sich einig, dass das ein absolut fantastischer Trend ist.
Auch Diversität ist inzwischen ein großes Thema in der Literatur. Unterschiedliche Leser lesen unterschiedliche Bücher, war der Tenor, und zwar besonders im Bezug auf ethnische Zugehörigkeiten oder sexuelle Orientierung.
Gibt es auch Trends aus den USA, die in Deutschland nicht so recht Fuß fassen? Ja. So beliebt die Sports Romances in Deutschland mittlerweile auch sind, Geschichten, in denen Sportarten wie Baseball oder Basketball eine Rolle spielen sind immer noch nicht so beliebt wie Romane über American Football. Manchmal lässt sich auch der amerikanische Humor nicht wirklich gut übersetzen oder eine Geschichte ist so tief in einem Subgenre verwurzelt, dass dem deutschen Leser einfach zu viel Kontext fehlt. Außerdem gibt es zum Beispiel einige Ländern, in die keine New-Adult-Romane verkauft werden, hieß es. Das war mir persönlich ganz neu, aber ich kann mir das schon gut vorstellen.
Gibt es auch Trends aus Europa, die in die USA überschwappen? Da fielen den Autorinnen vor allem erst mal die Mittelalterromane ein, die aus Großbritannien den Weg auf den amerikanischen Markt finden, oder auch die „Royalty Romances“ – Romane, in denen Prinzen und Prinzessinnen im Mittelpunkt stehen. Für die Amerikaner ja auch ein relativ neues Subgenre, das durch die Hochzeiten der Prinzen William und Harry richtig Aufwind bekommen hat.
Gibt es auch Filme, die die Literatur beeinflussen? Allerhöchstens Superheldenfilme, fanden die Panelteilnehmerinnen. Und auch da wird es schwer, mit Marvel und Co. Mitzuhalten.
Cathy Maxwell geht übrigens davon aus, dass man zukünftig mehr deutsche Autoren auf dem amerikanischen Buchmarkt finden wird. Das würde mein Übersetzerinnenherz ja freuen, auch wenn Deutsch-Englisch natürlich gar nicht meine Arbeitsrichtung ist.
Welche Trends haben die Damen noch beobachtet? Illustrierte Cover, sagen sie. Häufig dienen die jedoch dazu, den heißen erotischen Inhalt der Bücher zu verschleiern. Der Trend zur nackten Männerbrust auf dem Cover sei hingegen rückläufig.
Cathy Maxwell findet die deutschen Cover sowieso viel romantischer. „Die sehen aus wie Bilder, die man auf eine Pralinenschachtel drucken würde“.
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