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Trennungsstrich, wo bist du hin?

In letzter Zeit stolpere ich fast täglich über Buchcover, die alle eins gemeinsam haben  – der Titel wurde ganz forsch auseinandergerissen. Ohne Trennungsstrich, obwohl in der Titelankündigung die korrekte Schreibweise benutzt wird. So gesehen zum Beispiel bei „Liebesleben verzweifelt gesucht“ aus dem Hause Egmont Lyx, bei „Schicksalsherzen“ von MIRA Taschenbuch oder „Die Blutritter“ von Blanvalet. Auch ein von mir übersetztes Buch ist „betroffen“, nämlich „Achtundzwanzigeinhalb Wünsche“ von Denise Grover Swank, erschienen bei AmazonCrossing. Offensichtlich wird das jedoch schon eine ganze Weile praktiziert, wie ein Blick in meinen Bücherschrank beweist. Aber in letzter Zeit hat es doch ziemlich zugenommen. Nun frage ich mich – ist das ein neuer Trend? Ist korrekte Rechtschreibung nicht mehr wichtig? Hat die Symmetrie auf dem Cover Vorrang? Geht man davon aus, dass es niemandem auffällt? Oder niemanden stört?

Mich stört es jedenfalls. Gewaltig sogar. Und es sorgt für ein Dilemma: Was rate ich denn jetzt den Indie-Autoren, die ich betreue und die sich hinsichtlich der deutschen Übersetzung auf mich verlassen, weil sie selbst kein Deutsch sprechen? Empfehle ich ihnen, einen langen Titel auf dem Cover auch einfach zu trennen, als wären es verschiedene, eigenständige Wörter? Und was sage ich, wenn sie bei mir rückfragen, nachdem sie jemand darauf hingewiesen hat, dass das falsch ist? Wie begründe ich meine Empfehlung? „Dass machen alle so?“ Dabei sage ich meinen Kindern doch immer, dass etwas nicht automatisch richtig wird, nur weil alle es tun. Und dass Lesen bildet. Außer auf dem Cover.

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